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Ich hab zu Weihnachten ein Lensbaby bekommen. Da
das schon länger auf meiner Wunschliste stand, hatte ich das als mögliches
Geschenk vergessen und mich dann umso mehr gefreut, es zu bekommen.
Leider hatte ich die passende Kamera nicht mit zur Bescherung dabei,
sche-ade, sche-ade.
Nach ein paar Indoor-Versuchen war ich dann heute mal damit draußen
unterwegs, um rauszufinden, was man mit dem Dings so anfangen kann.
Generell: Ein Lensbaby (es gibt unterschiedliche Typen) ist ein
Spaß-Objektiv, das die Möglichkeit bietet, den Schärfepunkt (der
in einem normalen Objektiv eine SchärfeEBENE ist (alles im gleichen Abstand
von der Hauptebene/Sensor ist gleich scharf)) sehr bewußt auf ein Objekt
zu setzen und diesen 'Sweetspot' auch noch auf dem Bildausschnitt zu
verschieben, indem man den vorderen
Teil des Objektivs verschiebt.
Die Konstruktion des Objektivs ist im Vergleich zu den
hochgezüchteten Linsen, die ich sonst so einsetze, sehr primitiv, aber das
macht den Reiz aus. Das Objektiv hat z.B. keine Springblende, die durch
den Belichtungsmesser der Kamera gesteuert wird, sondern einfache,
magnetgehalterte Scheibchen, die man mit einem Spezialwerkzeug (naja,
Magnetstielchen mit Aufbewahrungsort für die Blenden eben) einsetzt. Je offener die Blende, desto kleiner ist
der Sweetspot (der Punkt, der einigermaßen scharf ist). Scharfgestellt
wird ebenfalls nur manuell. Die Kamera steuert die Belichtung also nur
dadurch, daß sie geeignete Zeiten zu dem gemessenen Lichteinfall
auswählt.
Die Sache mit den manuellen Blenden hat noch eine zweite Implikation,
und zwar stellt man dadurch immer mit Arbeitsblende scharf, d.h.
abgeblendet. Normale Objektive messen die Entfernung und Belichtung bei
offener Blende und blenden nur beim Auslösen auf den eingestellten Wert
ab. Das hat den großen Vorteil, daß das Sucherbild schön hell ist.
Dies ist beim Lensbaby nicht der Fall :) Da man sowieso gezwungen ist,
immer manuell scharfzustellen, ergeben sich praktische
Handhabungsschwierigkeiten: Ich hätte gerne ein helles Sucherbild, damit
ich richtig scharf stellen kann, gleichzeitig hätte ich gerne etwas
Schärfentiefe, damit der Sweetspot beherrschbar groß bleibt, dafür muß
man aber abblenden.
Immerhin hab ich in meiner Kamera eine Mattscheibe
mit Microprismenring und Schnittbildindikator - damit kann
zumindest, wenn das Lensbaby geradeausguckt, gut scharfstellen.
Allerdings nutzt das nix, wenn man tilt/shiftet (oder wie das richtig
heißt), dann ist der Sweetspot relativ schwer erkennbar, wenn man
eine kleinere Blende eingelegt hat.
Das führt dann dazu, daß im dritten Bild der Schlepper achtern und nicht
vorn scharf ist. Das näxte Mal also mit Blende 4, nicht 2.8..., dann
sieht man zwar noch weniger, was scharf ist, dafür hat man mehr Luft in
der Einstellung.
Witzig ist, daß sich auch durch den Sweetspot ähnlich wie bei
Tilt/shifting schnell so ein Modellbauansichtseffekt
einstellt.
Lensbaby bietet noch zwei weitere Formen von Objektiven an, ich denke
aber, daß Composer genau die richtige für mich ist. Die Einstellungen,
die man vornimmt, bleiben im Gegensatz zur Muse erhalten, wenn man
das Objektiv los läßt (wenn man die Kamera weiterhin festhält oder ein
Stativ einsetzt,
zumindest), gleichzeitig lassen sie sich aber sehr leicht einstellen (im
Gegensatz zum Controlfreak -
dafür kann man da quasi an der Mikrometerschraube drehen, bis es exakt
so ist, wie man es haben will, aber das ist mehr was fürs Studio und
Stativ). Muse ist also eher was für Lomographen, und
Controllfreak entsprechend für Studiosi, Composer kann beides, also Country&Western.
Desweiteren sind die eigentlichen optischen Elemente (der Fachmann sagt
gerne 'Linsen') im Baukastensystem austauschbar, neben dem gelben
Einsatz, den ich verwende (Glas, zweilinsig, von den angebotenen
Einsätzen am schärfsten), gibt es noch weitere Objektiveinsätze zu
kaufen, die mir allerdings nach dem Betrachten der Vergleichsbilder zu
stark künstlerischen Aspekten (lies: ich finde sie zu unscharf) gerecht
werden. Unscharf kann ich selbst, da brauche ich keine minderwertigen
Linsen für.
Dann gibt es noch Tele- und Weitwinkel-Einsätze (das Lensbaby hat
ungefähr eine 50mm-Brennweite an Kleinbildequivalent). Das fänd ich schon
interessant, obwohl die dann wieder durch mehr Linsen dunkler machen.
Das Ding werde ich jetzt wohl öfter benutzen, es macht Spaß, damit zu
fotografieren und Dinge noch mehr als durch Schärfentiefeneinsatz aus
oder in den Blickpunkt zu holen, aber eher mit Blende 4 (also
gemindertem Effekt).
Wie immer: Klickern auf die Bilder vergrößert, bzw. zuppt in die
Galerie - Entstehungsort der Bilder ist unter, auf, neben dem Dockland in Hamburg.
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