Gestern durfte ich einem Schleppjob auf der Elbe beiwohnen, René fährt
gerade auf dem derzeit modernsten (und zugkräftigsten) Hafenschlepper in
Hamburg, der '5' von Bugsier.
Das bedeutet 6.500 PS (verteilt) auf drei Antriebsmaschinen mit
je
einem Ruderpropeller (Symbolbild - anderer Hersteller) mit variabler
Steigung - damit kann der Schlepper eine Zugleistung von 80 Tonnen aufbringen.
Interessant ist, daß sich der Trumm komplett mit drei handlichen
Hebelchen fahren läßt: Griff drehen - der passende Propeller dreht
sich entsprechend mit. Griff nach vorne drücken - die Steigung des
Propellers verändert sich und es gibt irgendwo an einer Seite des
Schleppers Blubberblasen und Schub. Die Drehzahl der passenden
Antriebsmaschine regelt sich selbst entsprechend nach, wenn man viel
Steigung gibt, brüllt es und es fliegt irgendwas jenseits von Grobstaub
aus dem Auspuff.
Eigentlich ne tolle Sache, bis auf das ein Otto-Normal-Mensch (und
Schlepperfahrer) nur zwei Hände hat - deswegen ist die BB-Maschine (René
fährt auf dem Bild rückwärts) auch gerade in Nullstellung. Je nach
Situation sind aber auch alle drei Hebelchen im Eingriff.
Der Schlepper
hat zwei der Ruderpropeller nebeneinander unter dem Vorschiff angeordnet und
den dritten achtern in der Mitte - dadurch kann die '5' wirklich genau
auf der Stelle drehen oder die Zugrichtung auf das Schleppgut ändern ohne die eigene
Position zur Schleppleine zu verändern.
Leider ging es bei dem Job nur darum, der Bangkok
Express (Platz für 6.700 Stück 20-Fuß-Container, 300 Meter mal 40 Meter mal aktuell
14 Meter) den Arsch von der Pier des CTA wegzuhelfen,
also auch keine weite Fahrt bis zum Liegeplatz.
Dort angekommen, hat dann Mike
das Schleppkabel an eine Schmeissleine angetüddelt und die Jungs auf der
Bangkok Express haben dieses auf ihren Schlepppoller
gewinscht. Das Halbrund auf dem Arbeitsdeck ist der
Schleppbock, dort übertragen sich die auftretenden Querkräfte auf den
Schlepper. Zugkräfte landen auf der Winsch, die kann man auf dem Bild
nicht gut sehen.
Nachdem Mike in Deckung gegangen ist, haben wir ganz leicht (das Kabel hat etwa den Durchmesser einer
Bierflasche, hängt also kaum durch Eigengewicht durch) Zug aufgenommen, die Boatmen
die Landleinen losgeschmissen; und die Bangkok Express ist einfach los
geschwurbelt - während wir dafür gesorgt haben, daß sie nicht mit
dem Heck in die Pier knallt. Insgesamt ziemlich unspektakulär und 600 PS
hätten es wahrscheinlich auch getan.
Wegen der guten Wetterbedingungen hat der Lotse aber sehr schnell (noch
im Köhlbrand) um Freilassung (also Abspannen) gebeten und ist in
Richtung Cuxhaven verschwunden.
Normalerweise wird rückwärts geschleppt (also die achtere Winsch benutzt
- Bugsier
5 hat noch eine zweite auf dem Vorschiff, auf dem Bild ist rechts vorne) - d.h.
aber auch, daß es auf dem Arbeitsdeck ziemlich nass wird, wenn der Lotse
des Schachteldampfers noch nen eiligen Termin hat. Ich hab irgendwie
vergessen, vom eigentlichen Schleppen (naja, also an der Hundeleine
rückwärts und leicht seitlich versetzt, Kabel unter Spannung haltend, hinterher
fahren) und vom Abspannen (dafür muß man echt dicht an das mit normaler
Hafengeschwindigkeit fahrende Schiff ranfahren) Bilder zu machen.
Schon alleine deswegen muß ich noch mal wieder kommen. Dann hoffentlich
was mit Schiff umdrehen und rückwärts in den südlichen Reiherstieg
fummeln oder so.
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