Aleks ihm sein Blog

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18.05.2009


22:33 Uhr  6500 PS at your fingertips - Schleppjob auf Bugsier 5


Gestern durfte ich einem Schleppjob auf der Elbe beiwohnen, René fährt gerade auf dem derzeit modernsten (und zugkräftigsten) Hafenschlepper in Hamburg, der '5' von Bugsier.

Das bedeutet 6.500 PS (verteilt) auf drei Antriebsmaschinen mit je einem Ruderpropeller (Symbolbild - anderer Hersteller) mit variabler Steigung - damit kann der Schlepper eine Zugleistung von 80 Tonnen aufbringen.

Interessant ist, daß sich der Trumm komplett mit drei handlichen Hebelchen fahren läßt: Griff drehen - der passende Propeller dreht sich entsprechend mit. Griff nach vorne drücken - die Steigung des Propellers verändert sich und es gibt irgendwo an einer Seite des Schleppers Blubberblasen und Schub. Die Drehzahl der passenden Antriebsmaschine regelt sich selbst entsprechend nach, wenn man viel Steigung gibt, brüllt es und es fliegt irgendwas jenseits von Grobstaub aus dem Auspuff.

Eigentlich ne tolle Sache, bis auf das ein Otto-Normal-Mensch (und Schlepperfahrer) nur zwei Hände hat - deswegen ist die BB-Maschine (René fährt auf dem Bild rückwärts) auch gerade in Nullstellung. Je nach Situation sind aber auch alle drei Hebelchen im Eingriff.

Der Schlepper hat zwei der Ruderpropeller nebeneinander unter dem Vorschiff angeordnet und den dritten achtern in der Mitte - dadurch kann die '5' wirklich genau auf der Stelle drehen oder die Zugrichtung auf das Schleppgut ändern ohne die eigene Position zur Schleppleine zu verändern.

Leider ging es bei dem Job nur darum, der Bangkok Express (Platz für 6.700 Stück 20-Fuß-Container, 300 Meter mal 40 Meter mal aktuell 14 Meter) den Arsch von der Pier des CTA wegzuhelfen, also auch keine weite Fahrt bis zum Liegeplatz.

Dort angekommen, hat dann Mike das Schleppkabel an eine Schmeissleine angetüddelt und die Jungs auf der Bangkok Express haben dieses auf ihren Schlepppoller gewinscht. Das Halbrund auf dem Arbeitsdeck ist der Schleppbock, dort übertragen sich die auftretenden Querkräfte auf den Schlepper. Zugkräfte landen auf der Winsch, die kann man auf dem Bild nicht gut sehen.

Nachdem Mike in Deckung gegangen ist, haben wir ganz leicht (das Kabel hat etwa den Durchmesser einer Bierflasche, hängt also kaum durch Eigengewicht durch) Zug aufgenommen, die Boatmen die Landleinen losgeschmissen; und die Bangkok Express ist einfach los geschwurbelt - während wir dafür gesorgt haben, daß sie nicht mit dem Heck in die Pier knallt. Insgesamt ziemlich unspektakulär und 600 PS hätten es wahrscheinlich auch getan.

Wegen der guten Wetterbedingungen hat der Lotse aber sehr schnell (noch im Köhlbrand) um Freilassung (also Abspannen) gebeten und ist in Richtung Cuxhaven verschwunden.

Normalerweise wird rückwärts geschleppt (also die achtere Winsch benutzt - Bugsier 5 hat noch eine zweite auf dem Vorschiff, auf dem Bild ist rechts vorne) - d.h. aber auch, daß es auf dem Arbeitsdeck ziemlich nass wird, wenn der Lotse des Schachteldampfers noch nen eiligen Termin hat. Ich hab irgendwie vergessen, vom eigentlichen Schleppen (naja, also an der Hundeleine rückwärts und leicht seitlich versetzt, Kabel unter Spannung haltend, hinterher fahren) und vom Abspannen (dafür muß man echt dicht an das mit normaler Hafengeschwindigkeit fahrende Schiff ranfahren) Bilder zu machen.

Schon alleine deswegen muß ich noch mal wieder kommen. Dann hoffentlich was mit Schiff umdrehen und rückwärts in den südlichen Reiherstieg fummeln oder so.



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