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Das ist mein Blog. Hier gibts, was ich tue, getan habe und vielleicht tun werde. Auch, wenn und weil das total unwichtig für den weiteren Verlauf der Geschichte ist. Viel Spaß damit. Wer mich möglichst zeitnah erreichen und/oder beschimpfen will, versuche dies per Email (s.u.), per Twitter, auf Facebook oder im ircnet oder suche mich persönlich auf. RSS-Feed br> Startseite br> --> br> Einträge nach Kategorien br> Einträge nach Datum br> |
15.06.2008
Wir sind da wohl einer ganz heißen Sache auf der Spur. Es geht um den im Funkjargon so einfach 'Kann-nicht-fahren-Ball' genannten, Orangenen Ball auf Behördenschiffen.
Schon länger war uns aufgefallen, daß Behördenfahrzeuge im Hamburger Hafen ein Tagessichtzeichen fahren, daß weder eine passende Entsprechung als Nachtsichtzeichen zu haben schien, noch in jedem Fall über den ganzen Horizont sichtbar ist - also von überall gleich gut wahrgenommen werden kann. Behördenschiffe wie in:
Spekulationen über die Funktion dieses orangenen Balles schossen also wild ins Kraut - von nicht ausreichend versichert über nicht ausreichend mit patentierten Schiffsführern versehen (der Slang des Hafenfunks legt diese Vermutung besonders nahe, ebenso die praktische Beobachtung vor allem der komplett orange gemalten Fahrzeuge der HPA - Hamburg Port Authority) bis zum dieses Zeichen gibt es nicht (Aussage eines Wasserschutzpolizisten auf der letzten Bootsmesse in Hamburg). Zum Glück war letztes Wochenende Hafenfest in Harburg, dieses wurde unter anderem auch von einem der großen Polizeieinheiten Bürgermeister Weichei (hier mal im direkten Größenvergleich zu Tremor) besucht und geopenshipt. Und da wir schon nicht mehr ganz nüchtern waren, haben wir beschlossen, der Sache mal genauer nachzugehen. Eh, moin! Was ist eigentlich in der orangen Bommel? Der nette Wasserschutzpolizist sagte sofort Radarreflektor. Na gut. Also, eigentlich nicht gut. Weil Radarreflektoren tun besser, wenn sie eine möglichst lange Kantenlänge haben, und das Einpacken in eine Plastikhülle macht da dann auch nicht wirklich Sinn, noch weniger, wenn der 'Reflektor' auf einem Stengel auf dem Achterschiff steht, der wie hier einfach nicht von überall von Radarstrahlen getroffen werden kann, um diese dann zu reflektieren. Dazu kommt, daß so riesige Blechgewitter wie die Big Weichei schon ein ziemlich gutes Radarecho abgeben. Wir widersprachen also. Der gute Mann sah sehr schnell ein, daß er uns so nicht loswerden würde, und schaltete sofort auf die Wahrheit[tm] um: Spezialgas nuschelte er vorsichtig. - Was? Da ist ein Spezialgas drin. - Achso, höhö - quasi als permanent aufgeblasener Kenterschutz? Ist das bei den Schiffsgrößen nicht etwas übertrieben? Nein, also dazu kann ich wirklich nicht mehr sagen, das ist ein BKA-Projekt. Ahja, und die anderen Behörden machen mit, neee is klar! Wir zogen uns zum Nachdenken zurück und waren wirklich vom schnellen Umschalten auf freundliches Abfertigen von impertinenten Fragern begeistert. Also - wenn das keine Blog-Geschichte ist! Das BKA hat ein Geheimprojekt mit Spezialgas, daß sie im Hamburger Hafen testen! Leider hab ich gerade beim Recherchieren für die Bilder oben die schnöde Wahrheit entdeckt. Der Wasserpolizist hatte Recht - entweder wußte er es nicht genauer, oder es war ihm zu kompliziert zu erklären. Das hat mit der Art, wie Radarwellen reflektiert werden zu tun - man braucht exakt senkrecht aufeinander stehende Flächen, um Radarstrahlen zu reflektieren, sie müssen nicht wie Spiegel genau senkrecht zum Einfallswinkel stehen, sondern können eben auch schräg dazu stehen, wenn es eine zweite, zur ersten Aufschlagsfläche senkrechte Flache gibt, die dann gemeinsam mit der ersten exakt in die Richtung des eintreffenen Strahls reflektiert (und evtl einer dritten). Bei jeder weiteren Reflektion geht aber Energie verloren, das will man vermeiden. Wenn man es schafft, den Reflektor immer senkrecht zu halten, kann man eine Reflektionsebene sparen. In den orangen Bollern stecken also anscheinend wirklich Radarreflektoren - und zwar schwimmend gelagerte, die dadurch immer senkrecht stehen, auch wenn man den Mast umklappt oder das Schiff rollt - so spart man sich die dritte Reflektionsebene, weil man in der Seeschifffahrt davon ausgehen kann, daß alle auftreffenden Radarstrahlen grob parallel zur Wasseroberfläche laufen (Schiffe, die den Himmel mit Radar überwachen, haben dazu andere Radargeräte, und von denen will man eh lieber nicht erkannt werden). Etwas ausführlicher ist das in der Wikipedia erklärt. Schade, die BKA-Story wäre so schön ausbaubar gewesen. Scheinbar gibt es eine entsprechende Vorschrift, die das Andengeln von diesen Reflektoren für Behördenfahrzeuge vorschreibt - oder die haben einfach irgendwann mal einen Container voll damit beschlagnahmt, und die müssen nun einfach benutzt werden. Allerdings stellt sich weiterhin die Frage, warum nun, wenn man schon die großen, echostarken Fahrzeuge verbommelt, genau die kleinen Kunststoffrutschen, die schon materialbedingt kein gutes Echo abgeben, nicht auch damit ausrüstet, und was so ein Radarreflektor auf dem Achterdeckstengel nun wirklich bringt. Beifang: Fantastisch dichte, intensive Bilder aus Hamburg
von Andreas Vallbracht. So geht
fotographieren.
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