Aleks ihm sein Blog

[ Wir haben noch Hirn hinten im Haus ]

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Hier gibts, was ich tue, getan habe und vielleicht tun werde. Auch, wenn und weil das total unwichtig für den weiteren Verlauf der Geschichte ist. Viel Spaß damit.

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10.04.2005


19:05 Uhr  Seesegeln - warum wir es trotzdem lieben.


Nach dem Besuch beim Funkfritzen in Schilksee und dem anschliessenden Antennenumbau wollten wir eigentlich weiter Richtung Dänemark, also Seeventil der Kühlung für die Maschine auf und Mot... äh, wassn das? Irgendwie läuft da ja Wasser aus dem Schlauch heraus, hmmm? Also Seeventil wieder zu, untersucht, Kühlwasserzuleitung hat ein Loch direkt über dem Ventilschaft. Schöne Scheisse[tm] - aber gut, das das jetzt passiert ist und nicht irgendwo unterwegs.
Also zum Hafenmeister gestiefelt, rumgejammert - denn trotz der zahlreich in Schilksee vertretenen Yachtie-Apotheken hat latürnich keiner so ein gängiges Teil wie einen Kühlwasserschlauch mit 19,5 mm Innendurchmesser - dafür aber 20 Sorten Yachtpolitur für neue, alte, mövenbekackte, matte, glänzende, verteerte, plastik, stahl, mundgekaute und noch dreizehn andere Rümpfe, Fenderpolish (yeah!), 12 Sorten für den Seebetrieb ungeeignete Musto-Pullover in 10 Schrillfarbgebungen für den Landgang der Frau Gemahlin und anderes, echt wichtiges Zeugs.
Der Hafenmeister weiß Rat und zieht ne Visitenkarte von einem Motorfritzen 'ganz in der Nähe'; ist klar, Scheffe. Also dort angerufen, ja, so einen Schlauch hab ich, bringe ich Ihnen vorbei. Klar, das die Anfahrt extra kostet, und das er gerade am anderen Ende seines Aktionsradiusses ist - das dauert also länger, so daß wir am Mittwoch dort nicht mehr weg kommen.

Ich beschliesse, mir die Freuden des drahtlosen, schnellen Internets zu gönnen - Schilksee ist ne moderne Waschbeton-Marina mit Wlan. Funktionsprinzip wie beim Rail&Mail Wucher, nur billiger. 24h kosten 9 Euro. Also etwas Büroarbeit erledigt, und auf den Schlauchfritzen gewartet, der gegen halb sechs abends kam.

Am nächsten Morgen sind wir dann tatsächlich relativ früh los, wir wollten ja dringend nach Dänemark, Pølser essen und fiese Frittensouce kaufen. Da wir am Freitag in Eckernförde zu einem Geburtstag eingeladen waren, und es angesagte 5-6 aus SW gab, sind wir nicht einfach nach Marstal rüber, weil wir von dort aus nur schwer wieder nach Ecktown gekommen wären, sondern Richtung Norden, nach Sønderborg. (Mal ne Karte für die geographisch herausgeforderten)
Also mit doppeltem Reff im Groß und dreiviertel ausgerollter Fock in Rauschefahrt nach Norden, zwischendurch gabs in Böen auch gerne mal 7, wahrscheinlich eher 8. See knapp ein Meter. Dazu die obligatorischen Regen- und Hagelschauer - optimale Bedingungen also für einen schönen, geruhsamen und kuschelig warmen Ritt.

Warum also gibt man sich immer wieder diesen Mist? Wozu Seesegeln bevor die Saison beginnt? Ohne Heizung? Mit draußen sitzen und im wesentlichen an den Füssen, Händen und Nasen frieren? Entweder auf dem yachteigenen Klo festkrallen oder aber mindestens 500 Meter bis dahin laufen? Das kann man doch auf ner Parkbank viel billiger haben, oder?
Anscheinend denken sich das alle anderen auch: Außer uns, ein paar wenigen versprengten Fischern und den üblichen Kriegsblechfahrern ist mal wieder kein Schwimmschiff weit und breit zu sehen.
Querab von Falshöft beschnuppert uns die Neustrelitz, das neue Spielzeug des BGS See, ob des Seeganges verzichten sie aber auf eine persönliche in Augenscheinnahme per Ritt auf der Wurstpelle. Langsam wirds kalt, die Feuchtigkeit kriecht langsam Arme und Beine hoch, Heike ist dazu noch kodderich.

Endlich dringen wir in dänisches Hoheitsgebiet ein, am deutlichsten spürbar durch die typisch dänischen Witztonnen, die nur noch knapp die halbe größe deutscher Seetonnen haben und deswegen erst spät sichtbar werden, und als Toppzeichen meist nur zerzauste Restbürsten haben - Wikinger brauchen eben keine Se[e|h]zeichen.
Wir setzen den Mini-Danebro unter der STB-Saling - Wikinger, wir kommen! In Sønderborg ist man noch nicht auf Yogurtbecher eingerichtet, die Schwimmstege liegen noch nicht. Also direkt an die schmockige Pier, dabei hat Heike dann auch die erste Schramme in Annapurna gefahren, weil genau in dem Moment noch mal eine richtiged Böe (mit Regen, Hagel und einem Winddreher um 90°) durchgerauscht kam und ein Fender für die neue, nun unpassende Windsituation an der schmierigen Bohle etwas verrutscht ist.

Dann aus den Rheuma-Klamotten pellen, ausruhen, und dabei von warmen Fußbädern (bis die Haut total ribbelig wird) träumen. Während dessen treibt uns die nächste Böe ordentlich Sand vom Parkplatz an Deck, ein sehr interessantes Geräusch, das man erstmal durch in Augenscheinnahme überprüfen muß.

Und nochmal die Frage: Warum Seesegeln? Wo ist der wirkliche Reiz? Heike geht es schnell wieder besser, die Endextremitäten tauen langsam wieder auf.
Wir wissen es nicht. Wir formulieren vorsichtig: Es ist schön, wenn der Schmerz langsam nachläßt. Aber nur das Ankommen kann es nicht sein - draußen zu sein, ist schon sehr schön - die Weite, die Farben, sich alleine durch trickreiche Umlenkung der Windkraft fortzubewegen, mit und nicht gegen die Elemente.
Aber rechtfertigt dies wirklich zahllose blaue Flecken und Beulen? Morgen ins klamme Ölzeug von heute steigen, auf das Herr Rheuma auch ne gute Chance hat?

Wir schieben die philosophischen Gedanken beiseite und raffen uns ächzend auf, um in der Stadt einen Pølser (der Profi sagt auch 'hotdog mit alles') und eine Pommes zu erjagen - erfolgreich. Der Däne ansich ist verwirrt, wenn Tyske wie wir mit dänischem Muschelgeld zahlen wollen - der Euro ist als Schattenwährung fest etabliert und muß erst in Kronen umgerechneet werden.
Wiedermal gibt es abends ein grandioses Fest aus allerlei Gemüse mit Reis und scharf - über dem stinkenden Petroleumofen trocknen die Klamotten und der Kerosindu ft zieht in alles ein.

Am nächsten Morgen schrappt schon um acht der Hafenmeister ungeduldig an Deck, Hafengeld kassieren. Ein guter Grund, möglichst bald loszukommen - bei Sonnenschein gehts los.
Wir verblasen noch in der Hafenausfahrt einen Motorsegler, der eigentlich größer und damit schneller ist als wir (vielleicht ist es das?) - ich spür die Gier nach Tempo in mir, darf aber nicht weiter ausreffen, was auch auf Grund der angekündigten Wetterlage (SW6, Schauerböen bis 8, langsam w-drehend) schlau ist.

Wir fahren fast den gesamten Weg zurück bis nach Eckernförde, durch die Windrichtung in der Eckernförder Bucht ist es sogar weiter als von Schlicksee. Auch heute fährt der BGS in der Gegend herum, da aber weniger Seegang ist (wir befinden uns dichter an der Luvküste als gestern) setzen sie ihr Boardingboat aus und kommen vier Figuren hoch mit ihrer riesigen Wurstpelle angebrummt, um uns zu kontrollieren.
Ich will auch ein 9 Meter Radiergummi mit Jetantrieb!

Komischerweise interessieren sie sich nur für unsere Personalausweise, wiedermal sind Schiffspapiere, Führer- und Funkscheine völlig belanglos.
Die Jungs, die zu uns übergestiegen sind, sind sehr freundlich und höflich - und ganz sicher aus dem Alter raus, wo man sich bei 3°C Luft- und nur geringfügig anderer Wassertemperatur freiwillig für einen Ritt auf der fliegenden Kanonenkugel meldet, um ein popliges Sportboot zu überprüfen. Aber die Übung machts anscheinend.

Wir studieren im Vorbeifahren die eher öde Küste - wie in Zeitlupe kommen nacheinander Schleimünde, die Festungsanlagen von Olpenitz (Marinebase), Damp und endlich die Huk, wo es in die Eckernförder Bucht geht, in Sicht. Leider hat der Wind noch nicht so weit westlich gedreht, daß wir hoch dran reinsegeln können, das letzte Stück müssen wir kreuzen. Eine gute Übung für Heike, um ihr neues Boot besser kennen zu lernen.

Wir registrieren mit Genugtuung, daß die Regenschauer an uns vorbeiziehen. Trotzdem ist es sehr schattig, wir sind einigermaßen froh, in Eckernförde anzukommen.

Am nächsten Morgen beobachten wir ein U-Boot beim Herumfahren und dann beim Auftauchen.
Das ist in der Eckernförder Bucht relativ einfach, immer dort, wo ein kleineres Marinefahrzeug anscheinend sinnlos herumfährt, ist in der Regel in der Nähe ein Schnorchel auszumachen, der durchs Wasser pflügt - die Ostsee-U-Boote sind in Eckernförde stationiert.
Die Marine hat anscheinend panische Angst davor, ein U-Boot im getauchten Zustand einfach so durch die Gegend fahren zu lassen, vielleicht gehen sie davon aus, das alle Yachties und Fischer aus Prinzip Ankergeschirre und ähnliches im Wasser nachschleifen - deswegen haben deutsche U-Boote in Küstennähe in der Ostsee fast immer einen Wachhund, der über Wasser nebenher fährt, und Neugierige verscheucht oder zumindest auf Abstand hält - was natürlich den eigentlichen U-Booteffekt ziemlich mindert.

Der dazu passende Funkverkehr ist zum Abrollen komisch. 'ssse fischermäään on auer portside, sssis isss ssse dschörmain näviii vessel 'Hotzenplotz, kohlsink Yäänki Fuchstritt Allfa Meike', bliieshe change iour kooourse fiftheen degrees to your portseite, wiii häf a flooooting messererment junit in front of ju! Over!' - '*bratz* Jo, ick seh euer scheiss u-boot, keine panik, Jungs. Das nächste Mal dürft Ihr ruhig deutsch mit mir sprechen. Mahlzeit. *bratz*'

Leider verfolgen wir über Funk auch noch eine eher dramatische Rettungsaktion mit Hubschrauber und allem zipundzap kurz vor Sønderborg - anscheinend ist der Schiffsführer ausgefallen und seine Crew ist nicht besonders gut eingewiesen in die Bedienung des Funkgerätes und im Starten der Hauptmaschine.
Andererseits schafft es Vertrauen, wie schnell und professionell Bremen Rescue und Lyngby-Radio (die dänische Küstenfunkstelle) aufgewacht sind und auf den Hilferuf reagiert haben.

Das letzte Stück von Schleimünde bis nach Maasholm in der Schlei mußten wir motoren, der Wind kam genau auf den Kopf, und viel Platz zum Kreuzen ist da auch nicht.
Maasholm ist ein nettes Piraten-, äh Fischerdörfchen an der Schlei, mit einem etwas überdimensionierten Yachthafen. Trotz des schlechten Wetters (kalt, Wind, Regen) tummeln sich sehr viele Leute mit Campingmobilen auf dem Parkplatz, anscheinend alles Angler, die dem Hering (in der Schlei) und dem Dorsch (in der Ostsee) nachstellen. Stundenlanges frieren in winzigen, fischschleimverseuchten Dinghis oder auf nach Kotze riehenden 'Hochsee'-Angelkuttern.
Dann ist ja gut, da sind ja doch noch welche nen Zahn bekloppter als wir.


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