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Das ist mein Blog. Hier gibts, was ich tue, getan habe und vielleicht tun werde. Auch, wenn und weil das total unwichtig für den weiteren Verlauf der Geschichte ist. Viel Spaß damit. Wer mich möglichst zeitnah erreichen und/oder beschimpfen will, versuche dies per Email (s.u.), per Twitter, auf Facebook oder im ircnet oder suche mich persönlich auf. RSS-Feed br> Startseite br> --> br> Einträge nach Kategorien br> Einträge nach Datum br> |
03.09.2004
Heute morgen habe ich den Vokuhila gefragt, was Tanken kostet. 1,23 der Liter, sagt er. Ich lache, und gebe den Tipp, das ich Diesel brauche. Das wäre der Preis für Diesel, und er könne nix für die Preisgestaltung, und bei der Nachfrage lohne sich das eh nicht. Vielleicht sollte man denen da 'drüben' nochmal erklären, wie Angebot und Nachfrage und Preisgestaltung aufeinander Einfluss nehmen. Hinter Zehdenick beginnt das 'Wassersportparadies Brandenburger Havel und Mecklemburger Gewässer'. Ach was. Das führt dazu, das man noch vor dem Frühstück von ABMlern genötigt wird, an einer Befragung zum Wassersport teilzunehmen 'zu Ihrem besten als Wassersportler'. Also gut, könnt Ihr haben. Richtig tücks werde ich erst, nachdem im Fragebogen die Frage auftaucht, ob ich denn im Besitz eines Sportbootführerscheins sei. HAM DIE NEN KNALL? Achso, hier ist dieses Testgebiet, wo Idioten nach Kurzeinweisung gedrosselte Motorwarzen ausleihen dürfen - deswegen so viele Bekloppte und Behämmerte vor und in den Schleusen - das erklärt einiges. Ich verhalte mich fragebogentechnisch wohl etwas zu indifferent, die ABMlerin beginnt, mir Antworten in den Mund zulegen. Dankbar und willenlos nehme ich an, so hat die Studie wenigstens einen vorhersagbaren Sinn. Ob ich die Charterer auch scheisse finde, und sie kreuzt JA an. Ich protestiere. Die Charterer sind gefährdet (durch sich selbst, und das massiv), aber scheisse finde ich die nicht. Im Gegenteil, sie bieten angemessene Kurzweil vor, in und nach Schleusen - ach, eigentlich immer. Keiner überholt an so kollossal uneinsichtigen Kurven mit viel zu wenig Speed (die Kisten für Leute ohne Bootslappen sind gedrosselt), niemand fährt spanabhebender an den Sportwarteplatz vor Schleusen. Die ABMlerin versteht meine Argumentationskette nicht ganz. 'Fahren Sie eigentlich selbst Boot?' - 'Ich? Nein'. Hmm. Noch ein Versuch: Charterer sind sowas ähnliches wie der TOM in der TAZ, wie die BeVau in der Zitty - Userfriendly Dilbert - täglich vorhanden, meistens lustig und eine zumindest denkbare Situation bis zum Ende zugespitzt. Sie versteht nicht. Das also hier das Wassersportparadies Norddeutschlands beginnt, merke ich sofort nach dem Weiterfahren, Charterer ohne Ende. Ich frage mich, wie das im Sommer[tm] ist. Ihr fragt Euch, woran ich Charterer erkenne? Die fahren einen ziemlich stark festgelegten Bootstyp, der sich durch extrem viele Kojen, schicke, in allen Regebogenfarben gestaltete Schrammen im Rumpf und extrem viele Fender (Antianbumskissen) auszeichnen, die nicht (wie eigentlich üblich) während der Fahrt eingesammelt werden, sondern rund ums Schiff herumbaumeln. Die obere Havelwasserstraße verläuft hier wieder im Bett der Havel, das führt dazu, das es sich wunderschön durch die Gegend mäandert. Die Gegend besteht aus Feldern, Wiesen, Wäldern. Immer wieder sieht man nicht, wo es genau weiter geht, die Ufer sind schilfbestanden, es ist richtig schön - bis auf, das man aufpassen muß, weil einem ab und zu eben Idioten entgegen kommen oder versuchen, zu überholen. Wegen der häufigen Schleusen (alle paar Kilometer mit 1,5 bis 3 Meter Hub, zum Teil in Selbstbedienung) ist dies wie schon erwähnt, ne bekloppte Idee. Vor Fürstenberg kommt seit langem mal wieder ein größerer See, der unter die Uferschutzregel fällt, d.h., man darf bis zu 25km/h schnell fahren, außer am 100m breiten Rand rundrum. Alle ziehen ihre Kisten auf - okay, dann ich auch, mal alles wieder einsammeln, was versucht hat, mich zu überholen. Keiner von den Kojenbombern hat ne Chance, weder bei der Endgeschwindigkeit, noch bei der Wellenentwicklung, und wahrscheinlich auch beim Spritverbrauch. Ab Fürstenberg/Ravensbrück kommen immer mehr Kanuten hinzu, idiotische Überholmanöver verbieten sich nun eigentlich ganz, wenn man die Paddler nicht mit durch den Wolf drehen will - egal, einige von den Kojenbomberfahrern haben scheinbar Termine. Gegen 17:30 habe ich erstmal genug, ich ziehe mich in den Menowsee (bei OHW km 64) zurück und suche und finde ein Ankerplätzchen auf 3 Meter Wassertiefe mit 14 Meter Kette. Im Laufe des Abends tauchen immer wieder Kojenbomber auf, und legen teilweise zum Abrollen diletantische Ankermanöver hin. Es ist wirklich verwunderlich, das dabei nicht mehr schwere Unfälle wie Gliedmassenquetschungen oder -abriss passieren.
Die meisten hauen wieder ab, in meiner unmittelbaren Nähe ist
keiner. Schön
isses hier, etwas viel Mücken (habe gerade mein Fliegennetz aus
dem Baumarkt vors Luk geklebt). Mit der Dunkelheit wirds auch schattig -
ich überlege kurz, den Ofen aus dem Kofferraum zu holen, aber bin
zu faul. Die Petroleumlampe ist warm genug.
Gestern hatte ich kein Bock, und habe um 15:00 im Zotzensee (ja, mit Z
vorne) den Haken weggehauen und erstmal nix getan ausser rumliegen. Die
Wassertemperatur beträgt beachtliche 20°, aber irgendwie kann
ich mich nicht überwinden, als ich bis zum Knie drin bin, finde ich
auch 20° ungefähr 10° zu kalt zum entspannten Schwimmen.
Das mit dem Rumliegen klappt sonst schon ziemlich gut, der Urlaub ist in
meinem Kopf angekommen.
Leider wissen das nicht alle, kurz vor neun Uhr morgens bekomme ich
tatsächlich einen Anruf von einem Kunden, dem ich vor langer Zeit
in einer Notsituation für seine Hardware ausnahmnsweise meine
Handynummer mitgeteilt habe. Ich sage: 'Dies ist eine private
Telefonnummer und ich habe Urlaub' und lege auf. Keine Chance, sich zu
entschuldigen - das muß auch mal reichen. Gegen elf ruft der
tatsächlich noch mal an und will die Handynummer eines Kollegen.
Nun bekommt er etwas mehr Text und auf keinen Fall die Nummer. Irgendwie
zwickt das aber doch, und ich checke mal in der Firma, ob alles im Lack
ist. Angeblich ja, na gut. Gebe Karl-Heinz den Tipp, auf keinen Fall
seine Privatnummer rauszurücken und begebe mich wieder in den
Urlaub.
In Canow gehe ich nach dem Schleusen noch Milch, Bananen und Teelichter
einkaufen. 4,23 Eur. Ein Liter Milch, vier Bananen, 20 Teelichter. Ich
schlucke, und bezahle, schliesslich will ich Reis mit Annanaß
(sic!) und Banane machen und irgendwovon muß ja Annie's Kaufecke
(jo, Deppengenitiv ist immer noch gegenwärtig in der Zone) ja
schliesslich auch leben.
Auch hier (an der Schleuse Canow) wieder eine ganze Blase voller
Risikosportler beim An- und Ablegen und vor allem Ehefrauen anschreien.
Es
gibt ein paar, die verzichten auf den entwürdigenden Teil mit dem
Anschreien (das gibt dann Punktabzug), aber dafür gehen die bei
der Disziplin Bugstrahler und Gliedmaßentraumata bis an die Grenze,
das gibt natürlich wieder ein paar Zusatzpunkte, vor allem, wenn
ein schönes 'schwooooiiinngk' von Kunststoff auf Stahl oder Beton
mit Fenderabriss (snupppplop - pitsch) dazukommt. Fenderabriss ist dabei
so was ähnliches wie ein durch andere Piloten bestätigter
Abschuss einer Feindmaschine und gibt automatisch ein kleines,
durchgekreuztes Fendersymbol unter dem Fahrstandfenster - Schramme
reinfahren kann jeder, Fender abreissen schaffen nur wahre Profis.
Naja, Ankern. Nach dem Rumliegen und Deppen beim Ankern beobachten (es
gibt anscheinend zwei Lehrmeinungen: Die einen scheinen die These zu
vertreten, das man, um zu testen, ob der Anker auch wirklich hält,
diesen mit Halbgas rückwärts durch den See ziehen muß -
wobei der Anker NATÜRLICH NICHT hält, eine ordentliche
Maschine vorausgesetzt - die anderen lassen den Anker einfach gehen und
alle Kette, die an Bord ist, hinterher. Das gibt ein schickes
Kettenhäufchen auf dem Anker und sorgt so auch für totsicheres
Eingraben.)
Dann gehts ans Essen machen, ich habe schöne
Fotos gemacht, die direkt bei Biolek ins Kochbuch können.
Reis
mit Curry-Banane und Chili-Ananas und Alles und Scharf. Nebenbei
zwei Püls!ner Urquell getrunken, zum Glück liege ich
inzwischen einigermaßen im Schatten. Satt und zufrieden verzichte
ich aufs Texten und rolle mich mit der Dämmerung und damit
beginnender Feuchtigkeit und Kälte in die Koje. Leider habe ich
mein Handy nicht ausgestellt, mitten im schönsten
Schönheitsschlaf ruft Christoph an - danach muß ich zum
Einschläfern erstmal wieder im Ausrüsterkatalog blättern.
Heute habe ich es erst gegen 10:30 geschafft, loszukommen. Nur zwei
Schleusen, aber eine davon mit 220% Spaß. Ein Kojenbomber wartet
vor mir, und bekommt das Boot nicht richtig an die Pier rangeklappt. Ich
erkläre ihm freundlich das Standardverfahren 'Eindampfen in die
Vorspring'. Er (Skipper) nickt begeistert, sie (Crew) guckt zweifelnd.
Während Crew noch die Finger im Tampen hat, gibt Skipper ordentlich
Gas. Zum Glück ist Crew auf Zack und läßt los - bums. /me
kann ein Grinsen nicht unterdrücken. Aber sie vertrauen mir und
probieren es noch einmal, diesmal hängt die Vorspring noch ziemlich
durch, als Skipper den Gang reinkloppt, das gibt ne schöne
Plastikschürfwunde an der Scheuerleiste. Aber sie kapieren es und
es klappt - die sind beide komplett happy, was gelernt zu haben, so
happy, das sie jetzt auch jeder anderen Anweisung von mir willenlos
folgen würden, z.B. mit einem Föhn in die gefüllte
Wanne...
Leider klappt das gleiche in der Schleuse dann nicht mehr - und der
Schlitten verkeilt sich quer in der Schleuse. Nach 5 Minuten
rumprobieren hat die Schleusenwärterin ein Einsehen und reicht ein
scharfes Messer, um den Strick von der Klampe zu bekommen. Leider
schreien sich die beiden nicht an, Skipper ist aber ob der
augenscheinlichen Auswegslosigkeit doch kurz vor dem Herzkasper. So geht
Bootsurlaub - geniessen Sie die Entspannung und Ruhe auf dem Wasser!
Ich bin irgendwann auf der Müritz, Deutschlands größtem
Binnensee (die National-Meckpomms zählen den Bodensee nicht mit,
weil der auch zur Schweiz und Ösireich gehört), und würde
gerne tanken. Ich fahre dazu nach Rechlin Nord, weil es dort eine
Bootstankstelle gibt. Hier verstecken
sie sich alle - diese Marina ist der Charterstützpunkt von
Kuehnle-Tours, einem der größten Vercharterer in Meckpom. Ich
bin überrascht, wieviele
Gurken hier noch rumliegen, schliesslich treiben doch auch noch ein
Haufen davon ihr Unwesen auf dem Wasser. Der Sprit soll 1,15 kosten -
die Cheffin erklärt mir ohne Nachfrage, wo es billigeren Sprit
gibt. Dankbar nehme ich den Rat an, das ist doch mal Service.
Also auf nach Röbel, ich fahre die Kiste seit langem mal wieder
voll aus - 28 km/h - mit viel Spaß an den Wellensystemen,
die sich bilden. In Röbel kostet der Sprit dann 1,07 - das lasse
ich gerade mal so gelten.
Gegen fünf komme ich in Waren an, eigentlich ein sinnloser Ort,
weil viel Betrieb und Liegegebühren, aber ich muß morgen
für eine Sitzung nach Hamburg, und hier gibt es einen Bahnhof.
Außerdem gibt es hier wirklich gute Chancen auf Hafenkino - die
Bugstrahler röhren ebenso wie die Skipper. Besonders kunstvoll und
beliebt beim Publikum kommen plötzliche Aufstopper, ohne auf den
Hintermann zu achten. Auf Platz zwei ist 'rückwärts an den
Schwimmsteg' in allen denkbaren und undenkbaren Variationen. Neben der
Hähme der anderen Skipper gibt es hier auch noch ein interessiertes
Landpublikum, die Stadt hat schöne Hafenkinobänke aufgestellt.
Wiedermal Milch gekauft, ohne Kühlung geht Milch nach anderthalb
Tagen hopps. Milch in Flasse umgefüllt und an die Bierkiste (11er
Kisten sind sooo praktisch) gebunden, diese dann auf 4 Meter Tiefe im
Hafenbecken versenkt. Das sollte kalt genug sein bis Sonntag morgen.
Die Duschen sind ein Traum in weiß, und zeigen die verbleibende
Restzeit digital an, allerdings nach einer besonderen Zahlentheorie,
oder die messen irgendwie umgekehrt logaritmisch, die ersten Minuten
dauern wirklich Minuten, die letzten bewegen sich eher im 10
Sekundenbereich. Aber immerhin ne Vorwarnung, bevor das Wasser ausgeht,
und man eingeseift wie ein Idiot ohne Wasser (nichtmal nur kaltes, wie
oft) rumsteht.
Morgen Zug um 7:31.
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