Aleks ihm sein Blog

[ Wir haben noch Hirn hinten im Haus ]

Das ist mein Blog.

Hier gibts, was ich tue, getan habe und vielleicht tun werde. Auch, wenn und weil das total unwichtig für den weiteren Verlauf der Geschichte ist. Viel Spaß damit.

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10.05.2004


00:00 Uhr  mal weiter mit die Törn-Berichte...


Angeregt durch Törnberichte von OB habe ich beschlossen, das letzte halbe Jahr mit Tremor mal fertig zu dichten.

Schliesslich ist viel passiert, in Kurzform: Boot nach Peenemünde, Boot Kühlwasser wechseln, Boot Farbe ab, Aleks wahnsinnig (mehrfach), Boot neue Farbe dran, Boot Kortdüse, Aleks pleite, Boot nach Berlin. Aleks immer noch pleite.

Und nein, es ist nicht weiß. Das Bild ist ohne Endanstrich, ich hatte das Ladegerät meiner Kamera nicht bei.

Aber nun der Reihe nach...

2004-05-10 21:49:00 Reise mit dem Groschengrab von Berlin nach Peenemünde

Ich dachte mir im Herbst, daß es schön sei, das Boot[tm] im Winter umsonst lagern zu können.

Und dort nach Herzenlust und ohne die Beachtung von Umweltauflagen oder Nachbarliegen nach Herzenslust Farbe vom Boot kratzen zu können und auch beliebig laut sein zu dürfen.

Dieses Angebot hatte ich von Detlev, der seinen Betrieb in Peenemünde, an der Nordspitze von Usedom hat. Peenemünde? Da war doch was? Ja, das ist die angebliche Wiege der Weltraumfahrt und vor allem die tatsächliche Wiege der fernlüftlichen Massenvernichtungswaffe. Naja, dazu später.

Was ich nicht bedacht habe, das man da ja auch hinkommen muß (Kenner wissen es schon, es folgt ein Bahn-Rant - richtig).

Aber alles der Reihenfolge nach. Irgendwann im November wurde es in Berlin so kalt und dunkel, das Bootfahren nun wirklich keinen Spaß mehr machte. Heike, verdiente Heldin erster Klasse und ansonsten Frau fürs Grobe beim NDR, dachte auch, das es eine schöne Sache wäre, bei novemberlichen Wasser- und Lufttemperaturen mit sowas wie Tremor nach Peenemünde zu fahren, also haben wir das gemacht.

Für die geometrischen Laien hier eine Karte mit den wesentlichen Details. Aufgearbeitet mit den drei Eckpunkten Berlin, Stettin, Peenemünde.

Vom Liegeplatz im Rummelsburger See / Halbinsel Stralau sind wir durch Spree, zwei Schleusen, diverse Verbindungskanäle und den Hohenzollernkanal in die Havel (Schrägstrich Tegler See) eingefahren, auf dem Heiligensee haben wir die erste Nacht übernachtet (es ist Mitte November um 17:00 Uhr dunkel, um 18:00 stockfinster). In Heiligensee sind wir dann von der Marina, in der wir festgemacht haben, noch in die 'city' von Heiligensee gelatscht, an der Busendhaltestelle gibts nämlich ne Pommesbude.

Ich hatte vorher einen Petroleum Ofen geschossen, der ziemlich viel bums hat, aber auch etwas müfft. Nach 10 Minuten ist die Kajüte warm. Wenn man ihn wieder ausmacht, ist es aber auch nach 30 Minuten wieder kalt. Alurumpf...

Am nächsten Morgen sind wir gegen 7:00 Uhr aufgestanden und auch gleich los. Heike hat etwas sparsam geguckt, weil sie das abends für einen Scherz hielt, aber ich wollte möglichst viel Kilometers schaffen.

Gefrühstückt haben eigentlich immer unterwegs - Motorboot eben. Vor der Schleuse Lehnitz haben wir dann Grisu endgültig Tremor verwandelt - zumindest erstmal die Kennung am Heck. Ich war mir lange nicht sicher, ob die neue Folie bei dieser Scheisskälte überhaupt halten würde - hat sie aber.

Heike hat während dessen den Namen abgekratzt und den neuen montiert.

Damit hatte ich nun auch ein den Schiffspapieren entsprechendes Schiff - feine Sache, besonders, wenn man durch den polnischen Zoll will.

In der Schleuse Lehnitz kommt bei dem Wetter besonders die Muchtigkeit der Spundwände besonders gut raus.

Der Weg von Lehnitz bis zum Schiffshebewerk Niederfinow ist eher langweilig - der Kanal wird von Kiefernwäldern gesäumt und es gibt nicht viel zu sehen. In Niederfinow steht das zweitgrößte Schiffshebewerk, es ist ein Bau aus den dreißiger Jahren - entsprechend ist es aus Stahl und genietet - ein schönes Bauwerk. Da wir sofort einfahren durften, habe ich es verpasst, Fotos davon zu machen, es gibt nur dieses eine, wo wir uns schon im Trog bergab befinden. Witzigerweise ist die Fahrtrichtung Richtung Oder aber bergfahrt, also Fluß auf. (Vielleicht ist das auch nur für Leute witzig, die wissen, was damit gemeint ist).

Da es wieder so früh dunkel wurde, sind wir in der Marina in Oderberg übernacht geblieben - Begrüßung durch die Betreiber inklusive: 'Wollte die Polizei was von Ihnen?' 'Wir sind die Polizei - zumindest sehen wir von aussen so aus'. Nette Leute, netter Liegeplatz, warmes Essen. Nach der leckeren Pizza hat Heike noch einen ziemlich steifen Grog gemixt, nach dem Mixer-Motto Rum muß, Zucker soll, Wasser kann. Wir sind dann ziemlich schnell in die Kojen...

Am nächsten Morgen haben wir mit dickem Schädel in Hohensaaten nochmal Diesel gebunkert, und sind dann durch die Ost-Schleuse raus auf die Oder. Wir hätten auch die Westschleuse nehmen können, damit kommt man auf einen strömungsarmen Arm der Oder, die Friedristhaler-Hohensaaten-Wasserstraße. Zum Bergfahren ist das günstig, weil man nicht gegen den Strom an muß, aber wir wollten ja zu Tal, also zur Odermündung und sind deshalb die Ostoder gefahren. Unser Versuch, auszuklarieren (also, das Land ordentlich zu verlassen und dies dem Zoll zu stecken) wurde abgewiesen, das sollten wir doch bitte in Wicheroda machen. Grumpf. Und das nach 30 Minuten Wartezeit nach einem Butterdampfer...

Die Oder ist Grenzfluß zwischen 1. Polen und Deutschland 2. EG und nicht EG (nun nicht mehr) 3. Schengen-Land und Nicht-Schengen-Land (immer noch) Außerdem ist Polen noch soweit restsozialistisch, daß wir auch noch Spaß mit den 'zuständigen Organen' haben werden.

Insgesamt ist auf der Ostoder eher wenig Verkehr, die Oder ist breit, das Fahren ist aber wegen der Strömung und der nicht richtig gekennzeichneten Buhnenköpfe trotzdem erstmal aufregend. Wegen der Strömung muß man immer auf der Außenseite von Kurven fahren, dort ist es tief, auf der Innenseite flach. Durch quer zur Fliessrichtung geschüttete Dämme (eben Buhnen) versucht man, die Uferauswaschungen gering zu halten. Gleichzeitig ist nicht sichtbar, wieweit die Buhnen ins Wasser reichen, sodaß man nicht zu weit in Ufernähe kommen darf. Kommt einem ein Großer in einer Linkskurve entgegen, heißt dies, genau abzuschätzen, wo die Buhnen beginnen.

Das Ufer der Oder ist in diesem Abschnitt kaum besiedelt, in Richtung Westen besteht ein Naturschutzgebiet bis zur Westoder (und Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstrasse), das sowieso nicht betreten werden darf.

Beim Aus- (auf deutscher) und Einklarieren auf polnischer Seite lernen wir den polnischen Marineminister persönlich kennen, jedenfalls hat der Typ 8 (acht!) Pommes und einen goldenen Stern auf der Schulter - das sind mindestens 15 Schuss Salut. Der Typ schnarrt auch gleich was von 'Schwimmweste nicht gut, besser Juli-August. Feuerlöscher sehr gut. Diesmal keine Strrrrafe.' Er meint, auf der fabrikneuen Automatic-Weste fehlt im die TÜV-Plakette - so ist das bei neuen Westen, dort steht das Herstellungsdatum drauf (bis zur ersten Prüfung) - naja, kost ja nix. Dafür akzeptiert er meine Funkpappe locker als passenden Führerschein, ist ja schliesslich ein Bild drin.

Die Uferlandschaft wechselt von Endmoränen-Hügeln über wenig genutzte Kulturlandschaft zu Industrieansiedlungen.

Je weiter wir in Richtung Stettin kommen, desto bewohnter (vor allem bewohnt durch Industrieruinen) wird das Ufer. Die Sportbootkarte empfiehlt ganz ungerührt 4 Marinas wo man 'an den Umgang mit Bootssportlern aus dem Westen' gewohnt sei. Nagut - sie haben uns nicht aufgefressen, das stimmt. Allerdings war es insgesamt doch etwas muchtig, vor allem die Duschen, auf die wir uns gefreut hatten, waren ziemlich unbeschreiblich. Dafür sind wir die ganze Nacht von einem grimmigen Typen, der in einer blauen Bruchbude gehaust hat, bewacht worden. Supi, nöch?

Den Ausflug in die Innenstadt verkneifen wir uns, als wir verstehen, das das 15 Stationen mit dem Schnellbus sind, und uns niemand Euro in Muschelgeld tauschen kann.

Am nächsten Morgen geht es weiter, schnell zeichnen sich die Portalkräne und Docks der Stocznia Shipsyards ab - eine der größten Werften in Polen, auf der nach dem Beginn in Gydania der Funke Solidarnosc (falls man das so schreibt) weitergetragen wurde.

Ab hier müssen wir mit richtigen Schiffen rechnen, wir begegnen auch einigen. Die Oder wird immer breiter, ab Stettin gelten nun auch richtige Regeln, also KVR und nicht irgendwelche kindischen Binnenschifffahrtsstraßenordnungen (die nichtmal ein Tagessichtzeichen für Ankern kennt), die Seezeichen bekommen nun auch angemessene Größen.

Auf dem Stettiner Haff ist das Wetter zum Glück schön - hier kann sich schon eine ziemlich unangenehme Welle aufbauen. Es ist aber bis auf kilometerlange Stellnetze, um die man großzügig herumfahren muß, still wie ein Ententeich.

Heike begibt sich sogar für kurze Zeit auf das Sonnendeck, murmelt aber schnell was von Fahrtwind und kommt wieder rein.

Trotz GPS spielen wir dann auch mal das lustige Spiel Such das Tönnchen, ist doch die erste Landmarke des Peenestroms, die im Krieg gesprengte Eisenbahnbrücke nach Usedom, von einigen Flachs umgeben, über die wir nicht rumpeln wollen.

Die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord, Abteilung Nordost, hält es im November anscheinend nicht für notwendig, die Leit- und Richtfeuer im Achterwasser zu betreiben - scheinbar war kein größerer Verkehr angekündigt. Das führte dann allerdings dazu, das wir in die beginnende Dämmerung hinein mit 15 kn Richtung Lassan gebraten sind - Abenteuer. Gerade die grünen Tonnen sieht man eigentlich erst, wenn man schon fast drüber gefahren ist. Die Einfahrt nach Lassan ist kitzlig und zappenduster - so kitzlig, das ich nach und nach alle Tonnen der Einfahrt in das GPS drücke, und wir uns so reinschummeln. 3 Minuten vor uns ist ein großer reingefahren, aber der Weg war auch nicht zu erkennen.

Breit grinsend erwartet uns die Entenpolizei im Hafen 'Sie sind wohl nicht von hier, wie?'. Die Penner hätten uns gut reinlotsen können, hatten wohl aber was besseres zu tun. Als wir Ihnen von der fehlenden Befeuerung erzählen, verschwinden sie telefonierend. 10 Minuten später leuchten die Richtfeuer für die Fahrrinne. Immerhin, kurze Wege haben sie.

In Lassan gibt es ein Klo, das man mit 50cent Stücken betreiben muß und einen Krämerladen, auf dessen Preisschildern immer noch HO Mark steht. Kewl. Ansonsten eher nichts. Im Sommer sicherlich ganz hübsch.

Wir fahren am nächsten Morgen weiter, an der Peenewerft in Wolgast vorbei, einer der wenigen großen Arbeitgeber in der Region. Bis nach Peenemünde ist es nun nur noch ein Katzensprung (knapp eine Stunde Fahrtzeit), da der Tag noch jung ist, tanken wir in Kröslin, einer gigantischen, aus dem nix gestampften Marina westlichen Vorbilds, und fahren über den Greifswalder Bodden weiter nach Greifswald.

Dort liegt eine Ixylon, die zu Leila, die auf dem Riems, einer Halbinsel im Greifswalder Bodden, lebt, muß.

Dabei war dann das Wetter schon etwas ruppiger, wir haben den Bodden dann auch im Instrumentenblindflug überquert. (Für Schlaumeier: Die Logge auf dem Echolot zeigt Scheisse an, ja, ich weiß. Ich weiß auch, das man so ein Echolot höchstens auf einem professionellen Fischtrawler braucht, aber es war an Bord).

Irgendwie rumpeln 4 Beaufort auf einer Motorglitsche viel mehr als auf einem gleichgroßen Segelboot, wenn man langsam fährt. Bei AK spritzt alledings nichts, und man fährt ruhiger.

In Greifswald durften wir, wahrscheinlich weil wir freiwillig zum Harbormaster gestiefelt sind, umsonst liegen. Sehr nett. Endlich richtige Duschen mit endlos heißem Wasser.

Am nächsten Morgen ist Heike ausgestiegen (Urlaub zuende), und ich habe mit Gernot und Leila die komische Jolle ins Wasser geschoben, und nach Riems geschleppt.

Riems ist eine Reise wert, dort sitzt die BFAV, also die Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere. So richtig mit hohem Zaun und Kameras, dort bosseln sie an BSE, MKS, Hühnergrippe und ähnlichem herum. Slogan: Hier kommen nur Tiere rein, aber keins mehr raus (dafür gibts nen großen Schornstein).

Ansonsten ist es dort wunderschön, noch orginal angeostete Jahrhundertwende und ich finde auch einen passenden Liegeplatz für Tremor. Leila hat zwei Strände zur Auswahl, es spricht schon eine gewisse Dekandenz aus dem Satz: "Geht lieber an den Nordstrand, der Südstrand ist total verkrautet". Nur vom Wasser aus kann man sehen, wir groß das Gelände der Anstalt ist.

Wir fahren am nächsten Tag zurück nach Peenemünde, und legen dort Tremor an einen alten Bagger, bis sie aus dem Wasser kommt. In dem riesigen Hafenbecken, das als letztes die NVA ordentlich genutzt hat, sieht sie ziemlich verloren aus.

Damit endet die Überführung, und der eigentliche Wahnsinn, die Überholung, beginnt.


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