Aleks ihm sein Blog

[ Wir haben noch Hirn hinten im Haus ]

Das ist mein Blog.

Hier gibts, was ich tue, getan habe und vielleicht tun werde. Auch, wenn und weil das total unwichtig für den weiteren Verlauf der Geschichte ist. Viel Spaß damit.

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09.09.2003


23:19 Uhr  Überführung von Hamburg nach Berlin


Um das Boot hier nach Berlin zu bekommen, gab es aufgrund der Niedrigwassersituation auf der Elbe, mit Pegelständen um 30 cm nur die Alternative, über den Elbe-Seitenkanal, Mittellandkanal, Elbe (bei Magdeburg), Elbe-Havel-Kanal, Havel, Havelkanal und Spree nach Berlin zu gelangen.

Mein Vater (der mir einen Teil des Kaufpreises geliehen hat) wollte unbedingt mit - erstmal war mir nicht so wahnsinnig wohl bei diesem Gedanken, ich habe lange nix mehr längeres mit ihm gemacht, aber je näher der Termin rückte, desto besser fand ich die Idee. Letztlich war das auch eine gute Entscheidung, wir haben uns gut verstanden, und wieder mal was voneinander mitbekommen. Mein Vater hat nen Handy - ich glaubs nicht. Allerdings habe ich auch den Eindruck, daß er bei einigen Sachen nicht mehr so fitt ist, wie früher, alt wird er schon irgendwie.

Am Dienstag fuhren wir mit der Bahn nach Harburg, wo uns Nils, der Vorbesitzer, freundlicherweise abholte. Es stellte sich schnell heraus (...Kopfrechnen...), daß es günstig wäre, wegen der Tide möglichst früh, also so gegen vier morgens, loszufahren, um möglichst viel Schub des auflaufenden Wassers bis zum Sperrwerk Geesthacht zu haben, und nicht gegen die Ebbe anfahren zu müssen.

Wir sind dann tatsächlich gegen sechs los, waren um 8:50 vor der Schleuse Geesthacht, und um 9:47 auch durch. Die Schleusen und Hebewerke nehmen Sportboote nur mit, wenn noch Platz in den Kammern ist, also nicht genug passende Frachtschiffe vorhanden sind - dafür kostet es dann auch nix.

Mittags sind wir in Lauenburg angekommen, um einzukaufen und Diesel nachzubunkern. Meine Angst, mich beim Tanken total dämlich anzustellen (bisher eben nur Segelyachten oder Schiffe mit richtigen Tanks betankt), erübrigte sich. Insgesamt haben die Tankwarte weniger rumgesaut, als ich beim letzten Betanken eines Autos. Beim Einkaufen das erste vorsichtige Abtasten, was der andere so essen und trinken will. Mein Vater läßt durchblicken, daß er mindestens einmal am Tag Essen gehen will, dies paßt mir erstmal gar nicht - teuer, langwierig und meiner Erfahrung gibts auf dem Land als Mittagstisch meist nur Aas. In Lauenburg habe ich Glück, es gibt ziemlich guten Fisch, und mein Vater blecht - wie überhaupt ziemlich oft und scheinbar gerne auf der Reise.

Gegen halb drei fahren wir von der Elbe in den Elbe-Seitenkanal, gegen 15:20 erreichen wir das Schiffshebewerk Scharnebeck, nebenbei das größte weltweit. Die Tröge sind jeweils 100 Meter lang, 12 Meter breit und 3,5 tief, der Hub beträgt 38 Meter. Ein eher gruseliges Gefühl Die Ausfahrt ist über der Besucherplattform auf dem Bild.

Ich bin der Meinung, Schiffe sind nicht fürs Fliegen gedacht, und fühle mich eher unwohl, endlich dürfen wir auf der Bergseite raus.

Gegen 20:15 machten wir in einem Yachtclub - wie kann man nur auf so einem öden, mit dem Lineal gezogenen Kanal einem Bootshobby nachgehen - fest, es wird dann auch schnell dunkel. Wir basteln unter der Kuchenbude ein Abendessen, als es richtig dunkel ist, brennt noch ein Frachter mit fullspeed den Kanal lang - der muß neben seinem Radar noch einiges an Gottvertrauen haben...

Am nächsten Tag kommt gleich der nächste Knaller, eine Schleuse mit 23 Meter Hub. Zum Glück sind die Poller, an denen man fest macht, schwimmend gelagert, man muß also nicht alle 1,5 Meter Hub die Leinen umlegen. In der Schleuse sieht man kaum den Himmel oder die Typen, die das Ding bedienen sehen. Das Wasser kommt mit der Macht der Klospülung - für meinen Geschmack eher zu schnell.

Die Ausmaße: L 185, B 12, Hub 23. Das heißt, zwischen Ober- und Unterwasser liegen (wenn ich mich nicht verrechnet habe und bei einer Wassertiefe von 3,5) 50971 Kubikmeter!

Anschließend haben wir noch mal getankt. Es gehen nur 33 Liter in die 220 Liter fassenden Tanks - das bestärkt uns darin, daß wir deutlich weniger Sprit verbrauchen, als ursprünglich angenommen:

Bei 8,4 Motorstunden (seit dem Tanken in Lauenburg) 33 Liter bei 1150 Touren macht 3,92 Liter/h oder 0,4 Liter/km. 1150 Touren sind etwa 10 km/h.

Diese km/h machen mich krank - ich bin es gewohnt in Meilen und Knoten zu rechnen, aber hier im Binnenland ist alles in km angegeben.

Nach der ersten Schleuse im Mittellandkanal fahren wir an VW in Wolfsburg vorbei, VW hat einiges an seltsamen Gebäuden dort aufgebaut, nennt sich Autostadt. mit Concept Cars und anderem Kram - Zivilisation, kurz vor dem Eindringen in die Zone.

Ab hier heißt der Mittellandkanal meist 'Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 17', wir finden trotzdem ein lauschiges Plätzchen zum Übernachten. Am nächsten Morgen nebelt es wie doll, vorbeifahrende Binnenschiffer schalten neben dem Radar einfach alle Scheinwerfer an - langsam fahren? Pah!

Die über Nacht gewebten Netze sind durch die Nebeltröpfchen besonders gut sichtbar, gehen aber beim Starten der Hauptmaschine sofort kaputt. Wir fahren im letzen Nebel auch los - spannend, aber notwendig, und man kann immerhin 100 Meter weit sehen, bei einer Geschwindigkeit von etwa 11 km/h ist das schon vertretbar.

Am Schiffshebewerk in Rothensee bei Magdeburg steht eine Fluchtaufforderung, und das so lange nach der Wiedervereinnahmung...

Das Schiffshebewerk ist ein Hochtechnologieprodukt der Tätära. Nach längerer Wartezeit fahren wir in den Trog ein, die Abwärtsfahrt beginnt. Wir sehen uns um, und stellen fest, das die wesentliche Kerntechnologie doch vom Klassenfeind, und auch noch von Krupp, stammt. Die Technik ist witzig: Der Motor rast um die Spindel herum und dreht damit den ganzen Trog runter oder hoch. Unkaputtbar, aber man verschenkt damit auch den Lastausgleich, der bei Seilzug-Trögen möglich ist - schließlich ist der Trog mit und ohne Schiffe immer genau gleich schwer, das Gegengewicht kann also sehr exakt bestimmt werden und dann mit sehr kleiner Motorleistung gefahren werden.

Auf der Elbeseite ist deutlich Niedrigwasser. Der orange Jogurtbecher kommt übrigens von einer Fahrt von der Donau zurück - Monate auf 5 Meter Lebensraum, die sind echt bekloppt.

Es geht ein Stück elbab unter der neuen Autobahnbrücke und vor allem unter der neuen Kanalbrücke, die den Mittellandkanal direkt mit den ostelbischen Gewässern verbindet, ohne auf die wechselnen Wasserstände der Elbe angewiesen sein zu müssen, hindurch. Durch die große Strömungsgeschwindigkeit bewegen wir uns mit fast 17 km/h über Grund.

Die Fotos sind bis auf fünf oder so übrigens alle von meinem Vater gemacht, leider ist ihm der Zusammenhang von Autofokus und Antennen u.ä. im Vordergrund nicht ganz klar, ebenso verwackelt er ganz gerne mal... Naja, immerhin hat er ne Digitalkamera, die mir die leichte Verwurstung erlaubt.

An Bord eines Motorboots lebt man schon bequem, kann Tassen immer voll machen und Kekse fressen und Kram einfach so rumliegen lassen - wenn es regnet, macht man das Dach zu. Nicht, wie im Segelboot, im Ölzeug an der Pinne stehen und aufs Echolot starren.

So, erstmal genug. Den letzten Teil der Reise erzähle ich morgen. Alle Bilder gibts hier: http://chaosbereitschaft.de/gallery/user/aleks/tremor/hamburg-bln/


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23:17 Uhr  Yachtbesitzer


So, ich habe es getan. Mir gehört nun eine Dieselkrafstoffvernichtungsmaschine, die in eine schwimmfähige Aluschale gebolzt ist.

Neben dem eigentlichen Besitzerstolz erfüllt mich auch die spezielle Freude, offizieller Sponsor des Bundesfinanzministers als Mineralölsteuerzahler und Energiesparer zu sein. Das Wunder an Effektivität (es verbraucht nach Nils (Vorbesitzer) etwa 0,7 Liter Diesel pro Kilometer - die Überführung hat aber was anderes ergeben, siehe unten) ist 9,5 m lang, 2,5 m breit und etwa 90 cm tief, hat 120 PS aus fast 6 Liter Hubraum und wurde 1968 ursprünglich von der Wasserschutzpolizeidirektion Lübeck bei der Husumer Schiffswerft in Auftrag gegeben.

Jaaaa, Aleks hat 'nen Polizeiboot, mit allem was wichtig ist. Der Rumpf ist blau, die Aufbauten weiß und wie Behördenfahrzeuge so sind, ist es ziemlich aus einem Stück gefeilt und damit sehr durabel. Die Ernsthaftigkeit, mit der die Lübecker Waschpo Schiffe beschafft, sieht man an der noch vorhandenen Orginalausrüstungsliste, in der Dinge wie '2 Aschenbecher, einer fest montiert, einer lose' oder 'Leichensuchgerät' stehen - die Waschpo kauft schlüsselfertig und urlaubsklar.

Neben dem Alurumpf (Vorteil gegen Stahl: Rostet nicht) gibt es Schmankerl wie parallele, im Betrieb umschaltbare Kraftstoffilter, hydraulische Ruderanlage mit Beckerruder (d.h., der achtere Teil des Ruderblattes klappt immer doppelt soweit ein wie der vordere Teil, das ergibt die Möglichkeit, nahezu auf dem Teller zu drehen) mit Notruderpinne, hydraulisch absenkbarem Geräteträger (und damit Behördensilouette), von innen bedienbarem Suchscheinwerfer, Außenhautkühlung, umschaltbarer Binnen- und See-Beleuchtung und noch einigem Kram mehr.

Man kann zu zweit relativ bequem[1] darauf wohnen, es gibt allerdings kein Klo und keine Dusche, aber einen schicken, multiprofessionellen und -funktionalen Eimer. Dankenswerterweise hat mir Nils (der Voreigner) auch Barbados überlassen, damit kann man auch draußen sehr behaglich sitzen. Barbados hat noch einen einsitzigen namenlosen Kollegen, und ein Klapptisch gehört auch dazu. Nach der ausgiebiger Grundsatzdiskussion um die Schlechtigkeit der Welt mit Nils und entsprechendem Ausschlafen bin ich mit der Bahn (YES!!!1) nach Ecktown gefahren.

Leider hat wieder irgendein Idiot gemeint, seinem schäbigen Leben ein Ende setzen zu müssen - wogegen ja erstmal nix einzuwenden ist - und ist vor einen Zug gesprungen. Die Tour, die sonst knapp zwei Stunden dauert, hat so fünf Stunden gedauert, und da ich im ersten Zug war, der die Stelle passieren konnte, haben wir erstens noch die Feurwehrleute beim Wegspülen der Reste beobachten dürfen, und zweitens Lumpensammler für die Fahrgäste des Unfallzuges spielen dürfen '*britzel* Sehr geehrte Fahrgäste, hier steigen jetzt 600 Leute zu, machen Sie mal etwas Platz, danke. *farz*'

So war das dann auch, ich habe das Leben wieder mal in vollen Zügen genossen. Etwas gepestet und 3 Stunden nach Ansage war ich dann in Ecktown, dort hat es - wie immer, wenn wir ne Fete auf dem Schiff machen - geregnet, aber die Stimmung war gut. Irgendwelche Sozialpädagogen haben auf einer improvisierten Bühne gruppendynamische Theaterstückchen aufgeführt, alle kaputten, die man so erwartet, waren da und gut gelaunt. Sogar soviele, daß wir auf anderen Schiffen gepennt haben, sehr interessant, warum wir Sicherheitsauflagen erfüllen, die diese nicht mal mit viel gutem Willen, einer Nacht im Edelpuff mit dem örtlichen Wasserbullen und völliger Willenlosigkeit zum Prüftermin, möglich wären.

Die Verkündung, daß ich mir ne Motorwarze gekauft habe, stösst zum Teil auf Begeisterung, zum Teil auf komplettes Unverständnis. Detlev, der Erbauer und Eigner der Brigg Fips Arschmuskel - seines Zeichens Wahnsinniger und Geschäftsführer einer Bude, die weltweit Passagiersegelschiffe baut, prüft und betreut, sagt sofort zu, mir eine olle Radarantenne mit 1,4 Durchmesser zu besorgen. Damit ist die Behördensilouette endgültig sicher.

Er fragt gleichzeitig, ob ich eine Idee hätte, wer Feuerlöschmonitore für Schlepper und Rettungskreuzer baut - sowas braucht er grade für sein Arbeitsboot. Tja, klar, ne? Andere fragen, ob eine 8,8 samt Pivot aufs Achterschiff paßt, und wann 'wir' die montieren können. So hat jeder sein Hobby und das tut ja auch niemand weh, nöch? Weitere Namensvorschläge trudeln ein. "Anal Intruder", ebenso "Obergefreiter Arno Krampmeyer". Trotz allem kann sich Unsinkbar II nicht durchsetzen, das Boot wird Tremor heißen. Unser Alters- und Bootsmannspräsident will sich sofort einschiffen, und die Um- und Beiberliner Seen zu erkunden, so 'leise dahingleiten'. Ich erkläre kurz das Prinzip der Außenhautkühlung mit trockenem Auspuff, und das 'leise' wird stillschweigend gestrichen - mal sehen, ob ich mir das zumute, lustig wäre es allemal. Also muss ich die Tage mal nach Löll-City (Detlev hat halb Peenemünde gekauft), und nach der Radarantenne sehen. Vielleicht werde ich dort auch winterlagern, das ist zwar weiter weg als in Berlin, spart aber auch enorm Kohle.

Die Überführung bekommt nen eigenen Eintrag.


[1] relativ meint, wer es gewohnt ist, im Zelt zu schlafen und auch sonst einfache Ansprüche hat.


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this oerks!

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